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Schüleraustausch mit den Niederlanden – ab nach Amstelveen

Wenn man sich mit Klassenkameraden über den Austausch unterhält, kommt immer zuerst eine Frage: Was, wenn meine Familie unfreundlich ist oder wir nicht gut zusammenpassen? Darauf habe ich immer nur geantwortet: Es sind ja nur fünf Tage. Und das Wort, das den Austausch besser beschreibt als alles andere, ist Erfahrung.

Wenn man zusammen erschöpft und glücklich in einer Schule ankommt, die moderner kaum sein könnte, und dann  mit niederländischen Spezialitäten begrüßt wird – das sind tolle Erfahrungen.

Tijn, mein Partner, war sehr nett.
Die Tatsache, dass man d
urchgehend Englisch spricht, brachte mich um Meilen nach vorn. Kleiner Tipp am Rande: Wenn man ein paar Wörter Niederländisch draufhat, kommt das sehr gut an. Ich empfehle Duolingo oder einfach ein paar Wörter mit dem Übersetzer der Wahl herauszusuchen.

In den Niederlanden wird alles mit dem Fahrrad geregelt. Also stell dich am besten schon mal darauf ein. Der ÖPNV wird seltener genutzt. Zuhause angekommen (die meisten werden dann doch mit dem Auto abgeholt), konnte ich erstmal mein Zimmer beziehen. Doch wie überall beim Austausch ging es direkt weiter. Der Freundeskreis von Tijn hatte sich zusammengeschlossen, und so unternahmen wir ganz viele gemeinsame Aktivitäten. Beispielsweise sind wir ins Stadtzentrum gefahren und haben dank der großen Gastfreundschaft fast alle Spezialitäten an einem Tag probieren können. Erschöpft, aber voller Eindrücke, bin ich in mein Bett mit wunderschönem Ausblick gefallen.

Dienstag: Es ging nach Amsterdam. Nach einer längeren Zugfahrt kamen wir dort an. Amsterdam ist eine wunderschöne Stadt, und ich habe noch nie so viel erlebt. Nach vielen Fotos und Denkmälern kamen wir an einem für mich besonders interessanten Ort an: Ein ziemlich neues Denkmal, bestehend aus einem Spiegel, der auf mehreren Steinwänden aufliegt. Auf jedem Stein steht ein Opfer der NS-Zeit mit Namen und Alter. Es herrschte sofort Stille. Jeder ging nur schweigend herum, und es war klar: Das ist ein schockierender Teil unserer deutschen Geschichte. Den Besuch dieses HolocaustMahnmals empfehle ich sehr, da es die Geschichte aufarbeitet wie kaum etwas anderes. Es gehört zum Leben, diese Erfahrung zu machen, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Besonders berührend war, als uns ein jüdischer Junge die Bedeutung der Inschrift erklärte.

Nach einem weiteren langen Spaziergang kamen wir am Anne-Frank-Haus an. Dort folgte eine kurze Einführung über das Leben von Anne Frank. Die folgende Ausstellung fand ich überwältigend, real, nah und auch erschütternd. Die Räume waren alle dunkel und beengt, was die Situation sehr realistisch machte.

Danach begann unser privates Programm: Kino, durch die Gassen laufen und viel Shopping. Tipp an die Jungs (und natürlich auch die Mädchen): Auch wer sonst ungern shoppt, wird hier überrascht – in Amsterdam macht es wirklich Spaß!

Mittwoch: In meiner Gastfamilie hatte Oscar, der kleine Bruder von Tijn, Geburtstag. Nach Singen und Geschenken konnte ich so auch einen typisch niederländischen Geburtstag erleben.

An diesem Tag stand auch Poldersport auf dem Programm – eine Art Hochseilgarten über dem Wasser. Hier empfehle ich festes Schuhwerk und Bade- oder Wechselsachen. Es hat riesigen Spaß gemacht. Mal sehen, ob die nächste Austauschgruppe es schafft, dabei trocken zu bleiben! Danach ging es noch zu einem Freund von Tijn: Ajax schauen und danach bowlen.

Am Donnerstag erlebten wir einen kompletten Schultag und erarbeiteten in dieser Zeit auch Comics, in denen wir das Leben von Anne Frank noch einmal darstellten und anschließend präsentierten. Den restlichen Tag verbrachten wir in den Gastfamilien.

Freitag: Der Abschiedstag. Es war etwas emotionaler, denn eine Familie zu verlassen, ist nie schön. Die Zugfahrt zurück war eine Katastrophe – aber damit muss man rechnen.

Noch ein Tipp: Holland ist eine Provinz in den Niederlanden – so wie NRW in Deutschland. Amsterdam liegt in Nord-Holland. Das Land selbst heißt die Niederlande.

Fazit: Ein Austausch ist eine Erfahrung. Selbst wenn nicht alles perfekt ist, macht gerade das den Reiz aus. Und so eine Erfahrung kommt nie wieder. Die Zeit für Schüleraustausche ist kurz – nur bis man Student ist, und dann hört es auf. Also nutzt die Chance! Denn Erfahrungen sind das Einzige, was für immer bleibt.

Justus Modrey, 9c